Session Proposals

Transformativ Forschen im Reallabor

Heutige Gesellschaften sind mit großen Herausforderungen konfrontiert. Diese reichen von Klimawandel über landschaftliche und ökologische Veränderungen bis hin zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Zunehmend wird klar, dass die Erfahrungen, das Wissen und die Visionen einer Vielzahl von Akteuren erforderlich sind, um diesen Herausforderungen begegnen zu können. Daran schließen Reallabore als ein transdisziplinäres Forschungsformat an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft an. Transdisziplinär bedeutet, dass Personen aus verschiedenen Bereichen - wie Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft - gemeinsam an gesellschaftlich relevanten Problemen forschen, voneinander lernen und zu deren Lösung beitragen.

Im Rahmen eines Reallabors wird eine bestimmter Ort zu einem Experimentierfeld, in dem die Beteiligten Problemstellungen untersuchen, Wissen austauschen und Maßnahmen erproben. Neben wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen praxisrelevantes Wissen und konkrete Lösungen entstehen, um die Betroffenen zu unterstützen. Ein Reallabor ist zunächst ergebnisoffen, die Problembeschreibung, Ziel und Fragestellung werden an die spezifischen Bedingungen vor Ort angepasst und gemeinsam entwickelt.

Ein solches Forschen kann die Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft verändern, zu mehr Selbstreflexion auffordern und das "Recht auf Forschung" über die Wissenschaft hinaus ausdehnen. Eine entscheidende Frage dabei ist, wie wir mit den Unterschieden im Wissen, Handeln und Sein umgehen und wie wir Machtungleichheiten im Prozess aufgreifen können.

Fragen die aufgegriffen werden sollen: Wie können alle Beteiligten zu Forscher*innen und damit Protagonist*innen des Prozesses werden? Wie können die Differenzen der Beteiligten fruchtbar gemacht werden? Wie kann vermieden werden, dass neue Formate lediglich der Legitimation bestehender Prozesse dienen (Planung, wissenschaftliche Projekte)? Wie können Betroffene das 'Wesentliche‘ im Prozess selbst mitbestimmen? Wie können wir in und mit Prozessen lernen ("reinvention of democracy")?

Dr. Raban Daniel Fuhrmann

Partizipationsmarketing - Beteiligung begehrlich machen! - mit Matthias Berg

Wie begeistert man Entscheider und Mitarbeiter in Politik und Verwaltung für mehr, gute Partizipation? Ganz einfach, indem man gute Beteiligungsprozesse begehrlich macht, so dass die dazu erforderlichen Qualifizierungsprogramme für Demokratieentwicklung ebenfalls mehr nachgefragt werden. Dabei können die Gesetzmässigkeiten der Markenbildung hervorragende Dienste leisten. Denn auch hier geht es um Strahlkraft, Sichtbarkeit und Begehrlichkeit.

Vor Weihnachten haben wir (Allianz für vielfältige Demokratie und Akademie Lernende Demokratie, zu Gast bei der Breuninger Stiftung unter Anleitung des Markenexperten Matthias Berg aus Hamburg) in einem Markenbildungsprozeß dies herausgearbeitet. Nach einer kurzen Vorstellung zu Beginn am Montag wollen wir nun in einem Vertiefungsworkshop am Dienstag Vormittag mit Matthias Berg ein begeisterndes Narrativ entwickeln.

Die Dokumentation kann heruntergeladen werden unter: http://procedere.org/?event=workshop-markenentwicklung-demokratieentwicklung-und-oeffentliche-demokratische-personalentwicklung

Dr. Raban Daniel Fuhrmann

Qualifizierungsprogramm für Demokratieentwicklung

Gute Beteiligung braucht kompetente Beauftragung und Durchführung. Doch wie sieht es mit geigneten Fort-/Ausbildungsangeboten für Entscheidungsträger und Auftraggeber, Berater und Moderatoren aus? Ziel ist eine Plattform der Anbieter und Angebote aufzubauen und zu bewerben, so daß gute Beteiligung standard wird.

In Kooperation mit der Allianz für vielfältige Beteiligung und der Akademie Lernenden Demokratie sind Vorarbeiten dazu gemacht (u.a. im Markenbildungsprozess mit Matthias Berg), nun gilt es diese mit weiteren Interessierten und Partnern weiterzuentwickeln und umzusetzen. Wir wollen den aktuellen Stand vorstellen und mit Euch weiterdenken.

www.lernende-demokratie.de

Hands on: Praktische Einführung in die g3-Methode (gemeinsam gesellschaft gestalten)

Die Stiftung Genshagen hat im Rahmen von fünf KIWit-Denkwerkstätten „Kultur+ Wirtschaft“ am Jungen Schauspiel Düsseldorf die g3-Methode entwickelt (gemeinsam gesellschaft gestalten!). Inspiriert vom Design Thinking sind insgesamt 6 Prozessleitfäden für die Arbeit in heterogenen Gruppen entstanden, die zur praktischen Anwendung einladen. In einem Doppelslot wird die Methode vorgestellt und kann dann direkt anhand einer konkreten Fragestellung erprobt werden: Nach der Aufteilung in Vierergruppen führt ein Prozessleitfaden mit sportlichen Zeitvorgaben direkt in die Lösungsfindung. Kurze konstruktive Feedbackrunden helfen, die Vielzahl unterschiedlicher Ideen auf den Punkt zu bringen und etwas zu entwickeln, das voraussichtlich niemandem allein eingefallen wäre. Wichtig dabei auch: Wir arbeiten nur an Lösungen, die wirklich sofort umgesetzt werden können!

Die Prozessleitfäden können hier kostenlos heruntergeladen werden: http://www.stiftung-genshagen.de/gsup3sup-methode.html?L=562

Jürgen Ertelt

Das Format Barcamp

Hintergründe zum Format Barcamp. Nützliche Werkzeuge und Materialien für die eigene Praxis.

Dialog leben - Demokratie machen: Im Dialog für meine Stadt

Eine gute Nachbarschaft lebt vom persönlichen Gespräch. Gute Lösungen entstehen durch Beteiligung und Leidenschaft. Wo Menschen ernst genommen werden, übernehmen sie Verantwortung.

Im alltäglichen Miteinander fehlt aber oft der Ort oder der richtige Rahmen, damit Menschen miteinander ins Gespräch kommen und Vertrauen aufbauen können. So fühlen sich viele Menschen isoliert statt eingebunden. In dieser Situation bietet die Bürgerstiftung Stuttgart mit diesem Projekt eine Plattform für das konstruktive Gespräch an.

Das Dialogformat nach David Bohm ermöglicht es, sich gegenseitig besser zu verstehen und mehr über die Beweggründe der Dialogpartner*innen zu erfahren. Auf dieser Basis sollen zukünftige gemeinsame Projekte partizipativ geplant und umgesetzt werden.

In dieser Session möchte ich in einem kurzen Input unsere erste Dialogreihe vorstellen, die im Vorfeld der Gemeinderatswahlen gemeinsam mit Bürger*innen und Gemeinderatskandidat*innen in Stuttgart im Mai 2019 stattgefunden hat. Dann stelle ich geplante Weiterentwicklungen zur anschließenden partizipativen Projektentwicklung vor.

Zum Abschluss der Session werde ich mit den Teilnehmer*innen einen Dialog (zum Thema Anwendungsmöglichkeiten, Impulse, eigene Erfahrungen.... ) live durchführen. Ich freue mich auf die Begegnung!

Wie Transformation tickt – die Logiken des Wandels von Netzwerken

Transformation ist heute in aller Munde. Von digital über global zu innovativ, partizipativ hin zu menschlicher. In unsrer Arbeit mit Firmen und Non-Profits setzen wir Mechanismen in Gange, um die Grundlogik von Netzwerken zu ändern.

Welche Phasen müssen in solchen Prozessen gedacht werden? Welche Dynamiken muss man anvisieren, um Beteiligung und Bewegung zu ermöglichen? In dieser Session beleuchten wir Konzepte, Tools und Erfahrungen, wie wir in unsrer Beratung und Begleitung vorgehen.

Gerne würden wir in dieser Zeit über den Übertrag in gesellschaftliche Felder nachdenken und möglicherweise neue Ideen entdecken.

Wie kann Partizipation von Strategien aus dem Systemischen Coaching profitieren?

Partizipation hat das Ziel, Perspektiven zu vervielfältigen, mit stadtgesellschaftlichen Ambivalenzen kreativ umzugehen und Gruppen in Bewegung zu bringen. Das Systemische Coaching hat ähnliche Ziele bei der Bearbeitung von beruflichen Anliegen Einzelner.

Wie können partizipative Prozesse von Strategien und Methoden aus dem Systemischen Coaching profitieren? Zum Beispiel durch die besondere Art des Fragenstellens, die Denkprozesse auslöst und Ressourcen und Lösungen fokussiert? Und inwiefern ist die Coachinghaltung auch für Moderator*innen von Partizipationsprozessen hilfreich?

Ein Potenzial, das nach meinem Gefühl noch nicht ausgeschöpft wird. Ich fände es spannend, in der Session die Übertragbarkeit zu reflektieren und gemeinsam unser Repertoire zu erweitern.

Joerg Mitzlaff

Hausparlamente weitergedacht - Aleatorische Demokratie meets Hausparlamente

Was brauchen geloste Bürgerräte ganz konkret, damit sie der repräsentativen Demokratie auf Augenhöhe begegnen können?

Der Wert der aleatorischen Demokratie ist zunehmend anerkannt. Erste Versuche in der Umsetzung sind vielversprechend. Das Procedere der Organisation und Umsetzung von gelosten, konsultativen Verfahren ist jedoch alles andere als transparent, robust und skalierbar.

Damit konsultative Bürgerräte zu einer echten Ergänzung der bestehenden parlamentarischen und direkten Demokratie werden können, müssen die Kosten des Verfahrens massiv gesenkt werden, das Verfahren muss 100% nachvollziebar werden (siehe unser Wahlrecht) und das Verfahren muss dezentral funktionieren.

Wie können Bürgerparlamente zunehmend selbstorganisiert ("Bottom-up") und skalierbar arbeiten? Wie können wir politische Einflussnahme in allen Prozessschritten mit Sicherheit ausschließen?

Wer entscheidet darüber, worüber Bürgerräte beraten sollen? Wer entscheidet darüber, welche Experten zu welchen Fragen die wissenschaftliche Grundlage für die Beratungen liefern?

Wissenschaftliche Expertise kostet Geld. Für die Teilnahme an Bürgerräten braucht es einen finanziellen Ausgleich. Wie kann eine unabhängige Finanzierung aussehen?

In dieser Session sollen mögliche Antworten auf die gestellten Fragen skizziert werden und gemeinsam auf ihre Machbarkeit überprüft werden.

Spoiler Alert:

Es braucht digitale Unterstützung. 😊

Yannik Roscher

Der Demokratiekonvent – ein neuer Bürger*innenrat von unten

Der Frankfurter Demokratiekonvent ist ein jährlich stattfindender Bürger*innenrat, bei dem 50 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger zusammenkommen und ihre Stadt zu drängenden gesellschaftspolitischen Fragen beraten. Die Besonderheit des Demokratiekonvents besteht in seiner Zusammensetzung. ⅔ der Teilnehmenden werden ausgelost, ⅓ bilden marginalisierte Gruppen.

Der Pilot für den Frankfurter Demokratiekonvent fand im Jahr 2019 statt. Thematisch sollte es im ersten Jahr um die Frage der Beteiligung selbst gehen. Wie kann und wie will ich mich beteiligen? Wo gibt es Hürden? Wo Probleme? Welche Strukturen gibt es schon, welche müssen neu geschaffen werden?

Innerhalb von drei Tagen setzten sich die Teilnehmenden in wechselnden Kleingruppen, unter Anleitung von Moderator*innen sowie durch Input aus Theorie und Praxis multiperspektivisch mit dem Thema auseinander. Daraus entstand im Nachgang eine Handlungsempfehlung für die Stadtregierung, deren oberste Zielsetzung – ein Leitlinienprozess für bessere Bürger*innenbeteiligung mitsamt Koordinationsstelle – mittlerweile auf den Weg gebracht wurde.

Die Idee hinter dem Demokratiekonvent ist eine simple, gleichwohl zutiefst radikaldemokratische: Bürger*innen beraten die Politik. Sie stehen im Zentrum der Demokratie. Besonders wichtig ist es uns dabei: (i) Einen Streitraum abzubilden, wo Austausch verschiedener Lebenswirklichkeiten und Perspektiven möglich wird und (ii) die Menschen zu erreichen, die sich nicht (mehr) am politischen Prozess beteiligen können oder wollen. ⅔ der Teilnehmenden werden deswegen zufällig über das Melderegister ausgelost, ⅓ durch unterrepräsentierte Gruppen konkret eingeladen.

Das Feedback der Teilnehmenden hat gezeigt: Politische Selbstwirksamkeit ist dringend notwendig. Der Demokratiekonvent stellt dafür einen Zugang dar: Entkopplungsprozessen von Bürger*innen und kommunaler Politik wurde begegnet, einer fortlaufenden Entpolitisierung, insbesondere auf kommunaler Ebene, wurde entgegengewirkt sowie das gemeinsame Streiten über gesellschaftliche Grenzen hinweg wurde substanziell gefördert.

In der Session wollen wir von unseren bisherigen Erfahrungen und den daraus resultierenden konzeptionellen wie strukturellen Erweiterungen für die kommenden Demokratiekonvente berichten. Dabei sollen vor allem Weiterentwicklungen hinsichtlich der Ansprache und Offenheit gegenüber unterrepräsentierten Gruppen sowie die Frage, wie die Übersetzung der Impulse aus der Zivilgesellschaft in die Institutionen gelingen kann im Vordergrund stehen.

Demokratiereform

Der "Bürgerrat Demokratie", bundesweit per Los zusammengesetzt, hat im September vier Tage lang über die Reform unserer Demokratie beraten und wird die Ergebnisse am 15. November 2019 in Berlin an Bundestagspräsident Schäuble übergeben.

Ausgehend von diesem Bürgergutachten und der öffentlichen Diskussion dazu soll in dieser Session über Reformen unserer Demokratie nachgedacht werden.

Viele Kampagnen wollen "Lust auf Demokratie" machen oder "das Vetrauen in die Demokratie" stärken - ohne dass je genau benannt wird, welche Ausformung von Demokratie da gemeint ist und welche Veränderungen als möglich, denkbar, zulässig gelten.

Erstaunlich unklar ist schon die Grunddefinition, wozu Demokratie eigentlich gut sein soll: Um gute, gar die besten Entscheidungen zu treffen, wie oft insinuiert wird? Geht es um Zukunftssicherung oder Zufriedenheit der heute Lebenden? Und ist Demokratie eine Herrschaftsform - oder vielleicht ein Kommunikationstool?

Die Session muss keinesfalls Eindeutigkeit und Konsens zu den darin aufgeworfenen Fragen herstellen. Unterschiedliche Vorstellungen herauszuarbeiten und klar zu benennen dürfte auch schon eine Hilfe für Demokratieentwickler und Beteiligungsfachleute sein.

Am Ende der Session könnte unter anderem stehen:

Welche Vorschläge des Bürgerrats Demokratie lassen sich (von der Zivilgesellschaft) wie und wo aufgreifen, umsetzen, weiterentwickeln?

Wo besteht noch Klärungs- oder Aufklärungsbedarf (und wie lässt sich das operationalisieren)?

Zeigt uns das Bürgervotum Schwächen und Defizite in unseren eigenen Beteiligungsprojekten auf (und was ist dann zu tun)?

Infos zum "Bürgerrat Demokratie" mit weiteren Links: http://www.aleatorische-demokratie.de/planungszellen-fuer-demokratie/
Timo Rieg, 07.09.2019

Qualitätskriterien für aleatorische Deliberation

Bürgerbeteiligung per Los erlebt gerade einen noch vor wenigen Jahren unvorstellbaren Aufwind. An vielen Orten werden ausgeloste Bürgerräte, BürgerInnenforen, Bürger_innenkonferenzen, -konvente und ähnliches ausgerufen, einberufen, erprobt. Damit wächst allerdings auch deutlich die Anforderung, auf Qualitätsstandards zu achten.

In dieser Session schauen wir kritisch auf verschiedene aleatorische Beteiligungsprojekte der jüngeren Zeit und sammeln (erste) Qualitätskriterien, ggf. für unterschiedliche Formate (bzw. aleatorische Deliberation mit verschiedenen Zielsetzungen).

Erfahrung mit Losverfahren ist nicht notwendig, viel wichtiger ist der kritische Blick.

Beispiele für aktuelle Projekte mit auf dem Los basierender Bürgerbeteiligung gibt es auf der Netzwerkseite http://www.aleatorische-demokratie.de und im dort angebotenen Newsletter. Bei dort noch nicht vorhandenen Projekten wäre ein Hinweis darauf vor dem Barcamp hilfreich, um entsprechende Vorbereitungen treffen zu können.

Partizipative Prozesse im Schulnetzwerk

In Thüringen läuft zur Zeit das Projekt "10 grüne Schulhöfe für Thüringen": Planungs- und Umsetzungsprozesse mit vielen verschiedenen kreativen Ansätzen und Beteiligung von möglichst allen an Schule mit Ausstrahlung in die Kommunen und dem Wunsch nach langfristiger Netzwerkbildung und gelebter Bildung für Nachhaltige Entwicklung vor Ort. Wie können diese Prozesse sich stabil immer weiter entwickeln...?

GEGENWIND - von lauen Lüftchen bis kräftigen Sturmböen. Umgang mit Störungen

Alles so schön geplant und dann das.... Störungen sind Alltag in der Beteiligungspraxis, daher immer wieder wert aufgegriffen zu werden. Ich möchte die Teilnehmer des Barcamps einladen, Herausforderungen, Erfahrungen und gute Praxis zum Umgang mit kleineren und größeren Störungen in den Veranstaltungen miteinander zu teilen und unser Methoden- und Techniken-Repertoire mit Anregungen aufzufüllen. Gegen den Wind oder hart am Wind segeln, Luft rausnehmen, Segel einholen, wenden, kentern oder den Hilfsmotor starten... lassen wir uns von der Vielfalt der Möglichkeiten inspirieren!

Andreas Schiel

Kulturwandel der politischen Öffentlichkeit?!

Wir brauchen mehr Partizipation. Aber was kann sie bewirken? Mich fasziniert das Potenzial zu einem schrittweisen Kulturwandel unserer politischen Öffentlichkeit, weg von taktischen Diskussionen nach einem Sieg-Niederlage-Schema hin zu ergebnisoffenem, respektvollen Austausch.

Ein solcher Wandel ist möglich, könnte viele Probleme unserer Skandal- und Streitgetriebenen politischen Öffentlichkeit beheben und ganz neue Möglichkeiten der politischen Einigung über Partei- und Milieugrenzen hinweg ermöglichen.

Die Potenziale eines solchen Kulturwandels kann man insbesondere an den (wieder) zusehends beliebten gelosten Bürgergremien beobachten, wo Laien auf bescheidene Weise hervorragende Ergebnisse erzielen können. Aber sogar in manchen Fernsehformaten jenseits der 08/15-Talkshows kann man ihn erahnen.

Ich würde gern mit Ihnen und Euch über die Chancen nachdenken, die eine neue Form der Diskussion und Entscheidung über Politik mit sich bringt und wie Bürgerbeteiligung gezielt zu einem solchen Kulturwandel der politischen Öffentlichkeit beitragen kann.

Qualitätscheck für Moderator*innen?

Ich hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, als ganz normaler Teilnehmer an einer Bürgerkonferenz zu einer medizin-ethischen Frage teilzunehmen und an einem sog. Bürgergutachten mitzuwirken.

Selbst wenn ich ganz ganz viele Abstriche mache was die Wahrnehmung und Einschätzung eines so alten Beteiligungs-"Hasen" wie mich angeht, bleibt Entsetzen - und Trauer: Handwerkliche Fehler (geschenkt), aber vor allem Unwissen, wenn nicht gar Ignoranz zu grundlegend konstituierenden Fragen der eingesetzten Methode und Beteiligungsprinzipien an sich, fehlende Stringenz und Durchdringung.

Sietdem denke ich immer wieder nach: Gibt es so etwas wie 5 (oder 6, oder 7) Fragen, mit denen ein Veranstalter einen Qualitätscheck bei der Moderator*innenauswahl machen kann, zumindest was die wichtigsten Parameter angeht?

Spannend. Habe ich auch so schon oft erlebt (weshalb ich zumindest in Kleingruppen immer gegen Moderation bin, aber viele Verfahren setzen zwingend darauf). Würde, wenn es von der zeitlichen Abfolge her passt, eure Erkenntnisse gerne in die von mir vorgeschlagene Session zur Qualität aleatorischer Deliberation aufnehmen. Beim Vorarlberger Modell etwa hängt ja alles von der Moderation ab (Dynamic Facilitation).
Timo Rieg, 07.09.2019
Hallo Timo, Dein Vorschlag der Zusammenlegung mit der Session "Qualitätskriterien für aleatorische Deliberation" macht Sinn
Knut Hüneke, 20.10.2019

Beteiligung nur bei Nebenwidersprüchen?

Haupt- und Nebenwidersprüche formuliert die Marxistische Theorie. Hauptwiderspruch dabei in der klassischen Perzeption der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, Nebenwiderspruch z.B. die Unterdrückung der Frauen, die soziale Frage, ... - aber auch da gab es andere Wahrnehmungen ;-).

Aber jenseits dieser philosophischen Erörterung, die ich sowieso nicht zu führen in der Lage bin, geht es mir um Folgendes: Ist Partizipation (von konsultativen bis hin zu plebiszitären Formaten) immer auf Nebenwidersprüche beschränkt? Und damit immer nur eine "Spielwiese", so lange der Hauptwiderspruch (Kapital und Arbeit; Besitz und Abhängigkeit) nicht angegangen wird? Und verhindern wir mit unseren "Spielwiesenaktivitäten" nicht gar, den Hauptwiderspruch anzugehen? Oder können wir (und wie) dafür Sorge tragen, dass über die Bearbeitung der Nebenwidersprüche auch der Hauptwiderspruch angegangen wird?

Oder ist das überhaupt der ganz falsche Denkansatz?

Dazu empfehle ich den Artikel "Die dunkle Seite der Mediation" von Markus Troja in Zeitschrift für Konfliktmanagement, 4/2019, Seite 136-141. Dort insbesondere Abschnitt III ab Seite 138: Symptombehandlung durch Mediation statt strukturelle Veränderung durch Konflikt(eskalation). [Kauflink unter: https://doi.org/10.9785/zkm-2019-220406]
Knut Hüneke, 29.08.2019

Gute Mischung oder zu viele Köch:innen? (Inwiefern) bringt das die Entwicklung unserer Städte weiter?

Stadtentwicklungsprozesse finden heute fast ausschließlich mit dialogorientierten Beteiligungsangeboten statt. Obwohl daran nicht nur, aber auch Kritik geübt wird – vom hohen Zeitaufwand für Politik und Verwaltung bis zur Pseudobeteiligung der Zivilgesellschaft – ist zu beobachten: Bürger:innen werden zu Expert:innen vor Ort, Politiker:innen können ihre Position stärken; Verwaltung übt sich im engen Dialog mit Bürger:innen; auch Wirtschaftsakteure nutzen partizipative Prozesse, um ihre Interessen in der Zivilgesellschaft zu positionieren.

An Beispielen aus ganz Deutschland möchten wir in der Session reflektieren, inwiefern partizipative Angebote die Entwicklung von Stadt vorantreiben und an welchen Stellen sie hinderlich wirken können.

Aus einem dreijährigen Modellvorhaben, der acht bundesdeutsche Kleinstädte in einem individuellen Szenarioprozess begleitete, bringe ich gern ein, wie es gelungen ist, einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung nachhaltig in den Zukunftsprozess einzubinden - und welche Stolpersteine beachtet werden müssen.
Heidrun Hiller, 01.08.2019

Austausch zu Methoden und Instrumenten der Partizipation Open-Space-Technik, World-Cafe und anderes

Diese Session versammelt Teilnehmende, die Open-Space-Technik, World-Cafe oder deren Kombinationen bei unterschiedlichen Zielgruppen anwenden. Sie widmet sich den neuesten Entwicklungen und Erfahrungen aus der Praxis, die jede und jeder einbringen kann. Dabei können die Gäste auch ihre eigenen brandneuen und noch nicht erprobten Konzepte für Open-Space- und World-Cafe-Veranstaltungen vorstellen, um Feedback von Gleichgesinnten einzuholen.

Denkbar ist auch, die Einführungsphase einer Open-Space-Konferenz oder eines World-Cafes zu simulieren, um das Prinzip und die Haltung in der Moderation zu verstehen.

Bergbau und Partizipation

Bergbau ist, sei es im Tagebau oder im Tiefbau, sei es in der Suche nach Rohstoffen, bei der Planung eines Bergwerks oder in der Umsetzung, immer ein Hot-Topic bei der lokalen Bevölkerung. Meinungen gehen schnell auseinander, und Konflikte können den Frieden vor Ort schnell und dauerhaft stören. In dieser Session diskutieren die Teilnehmenden, wie bei sozial kontroversen Themen wie dem Bergbau Partizipation helfen kann, konstruktiv und sachlich miteinander umzugehen.

Bundesrepublik 3.0

Auf regionaler/kommunaler Ebene haben sich Beteiligungswerkstätten unterschiedlicher Formate und Methodiken bewährt, auf Bundesebene ist das Brachland, abgesehen von zweifelhaften punktuellen Bürgerdialogen top down. In der Studie Bundesrepublik 3.0 wurde kokreativ, auch mit Verfassungsrechtlern, ein Modell entwickelt inkl. einer Einbettung in das bestehende parlamentarisch-repräsentative System. Zu diskutieren wäre die Aversion der Politik, die sich wohl auch darin manifestiert, dass die im Koalitionsvertrag fixierte Kommission zur Belebung der Demokratie durch Bürgerbeteiligung noch immer nicht einberufen wurde.

Dran bleiben, aber wie?

Im Dialogforum Feste Fehmarnbeltquerung sind alle vom Bau des Tunnels nach Dänemark und seiner Schienen- und Straßenanbindung betroffenen Interessen vertreten, also Gegner wie Befürworter und Skeptiker. Seit 2011 arbeiten wir zusammen. Warum und wieso sind auch die Gegner dabei geblieben, obwohl sie feststellen mussten, dass sie das Projekt nicht verhindern konnten. Und: Wie sind unsere Erfahrungen mit dem Bundestagsbeschluss zu "Menschen- und umweltgerechter Realisierung europäischer Schienennetze" von 2016. Wir sind ja die ersten, die in diesem Kontext praktikable Vorschäge erarbeitet haben, die im Juni dem Verkehrsausschuss des Bundestages vorgelegt wurden mit dem Ziel der Befassung im Herbst .

Wir reiten die Welle - oder doch ertrinken?

In der Hannoverschen Landeskirche (https://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/wir-ueber-uns) ist der Struktuwandel Realität. Demographie, Fachkräftemangel, Krise der Kirchen ... und dazu all die Herausforderung denen sich große, etablierte Institutionen zu stellen haben fordern die PastorInnenschaft und die ganze Organisation heraus. Wie ist dieser Wandel zu gestalten, kann Partizipation als Prinzip eine tradierte Instution entwickeln helfen? Ich berichte von Erfahrungen des Prozesses und freue mich über Fragen, Anregungen und gemeinsames lernen. Vielleicht gibt es ja auch Überraschungsgäste aus der Organisation ...

Jugendbeteiligung 2.0

Politik zum Anfassen e.V. macht mit der Beteiligungs-App PLACEm Demokratie einfach mobil erlebbar - leicht administrierbar, mit hohem Aufforderungscharakter und viel Spaß! PLACEm ist eine App, die kommunalpolitische Information und Beteiligung ermöglicht und von Schulen und Jugendgruppen kostenfrei genutzt werden kann. Ein System, das die Beschäftigung mit Inhalten durch Punkte belohnt, die nicht nur in Bestenlisten verglichen, sondern in Prämien vor Ort eingelöst werden können. Mehrsprachig, niedrigschwellig, interaktiv - eine Art Facebook der Beteiligung, das mit Quizzen, Umfragen, Events und Informationen Lust auf Demokratie macht. Wir wollen Ihnen die App und Beispiele aus der Praxis vorstellen und gemeinsam überlegen, wo und wie man die App einsetzen kann. Dabei entwickeln wir kleine Implementierungs-Projekte und entwerfen neue Funktions-Ideen als Mockup, die später in der App auch wirklich umgesetzt werden können.

Documenting Innovations

Protokollierung der Veranstaltung

Kann bitte noch etas Erklärungstext gebrauchen!
Dr. Raban Daniel Fuhrmann, 24.07.2019

Not another Jugendparlament! Oder etwa nur ein anderes?!

Zu Jugendparlamenten gibt es kontroverse Stimmen: Die einen glauben, Jugendparlamente bevorteilen privilegierte Jugendliche. andere schwören auf den Beitrag, den Jugendparlamente zu einer partizipativen Kultur in einer Kommune leisten.

Fragen der Session sollen sein:

Welche gute-Praxis-Beispiele für gut funktionierende und diverse Jugendparlamente kennt ihr?

Was können wir von diesen lernen?

Außerdem möchte ich euch das Tool-Kit "Jugendparlamente digital" vorstellen, welches die Teilnehmenden einer Digitalisierungswerkstatt von jugend.beteiligen.jetzt erarbeitet haben.

Kann man die Tools schon ausprobieren? Unter https://www.jugend.beteiligen.jetzt/jugendparlamente und in den App-Stores finde ich dazu nichts.
Timo Rieg, 07.09.2019
Dr. Raban Daniel Fuhrmann

Prozedurologie für Anfänger

Wir Menschen sind Verfahrenswesen, d.h. wir versuchen ständig Wege zu finden, wie wir mit anderen Dinge gestalten, Probleme lösen können. Dies ist der Ursprung von Politik und Organisation: Anliegen, die man weder alleine, noch sofort lösen kann, mit anderen arbeitsteilig, verbindlich und nachhaltig anzugehen (am Besten partizipativ).

Was ist die Theorie dazu? Wie hilft uns diese prozedurale Sichtweise die Welt besser zu verstehen und zu gesalten? Und wie kann ich dieses grundsätzliche Durchdringen, von Mensch und Gesellschaft, für meine Arbeit und Engagement nutzen?

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